E-Learning hat sich bislang vor allem in der Erwachsenenbildung durchgesetzt. Weiterbildungsangebote, Learning-on-the-Job, Auffrischungskurse und teilweise auch Ausbildungsinhalte finden vielfach (auch) digital statt. Kindern ist der Präsenzunterricht vorbehalten. Die Zeiten haben sich geändert und so gelangen E-Learnings für Kinder zunehmend in den Fokus – und mit ihm die Notwendigkeit kindgerechter digitaler Kurse.
Die Aufmerksamkeitsspanne von Kindern ist kürzer als die von Erwachsenen. Sie sind wesentlich stärker visuell geprägt und merken sich Dinge besonders gut, die sie optisch ansprechen. Generell gilt: Inhalte, die begeistern, bleiben besser im Gedächtnis. Ganz nach dem Motto “das ganze Leben ist ein Spiel” sind spielerische Ansätze in kindgerechten E-Learnings immens wichtig: Kinder unterscheiden noch nicht zwischen Freizeit und Arbeit, sie lernen permanent und am besten dann, wenn sie aktiv bleiben.1 Dazu kommt: Siw erfassen ihre Welt mit allen Sinnen. E-Learnings für Kids sollten dem Rechnung tragen und viele verschiedene Medienarten mit einfließen lassen. So kann ein komplexes Verständnis von neuen Inhalten entstehen.
Adaptiert man pädagogische Erkenntnisse wie diese auf den Bereich E-Learning, kristallisieren sich zehn Tipps heraus, die bei der Gestaltung effektiver Kurse für Kids unverzichtbar sind.
Gamification lautet das Stichwort. Lerninhalte spielerisch zu vermitteln, ist bereits in der Erwachsenenbildung ein Top-Thema. Kinder motiviert es ebenso und mehr noch: Ohne entsprechende Elemente bleiben E-Learning für Kids erfolglos. Gamification sorgt für spielerischen Lernspaß, vermittelt Daten und Fakten auf eine unterhaltsame Weise und sorgt so dafür, dass sie sich besser einprägen.2
Frontalunterricht ist älteren Semestern vorbehalten – und schon da in vielen Fällen nur eingeschränkt erfolgreich. Kinder möchten mitmachen. An interaktiven Kursen beteiligen sich die Teilnehmer, können Fragen an die Lehrer richten oder ihr Wissen unter Beweis stellen. Bonus: Der Lernerfolg ist direkt merkbar und das maximiert die Motivation.
Fassen Sie sich kurz: Das gilt für die einzelnen Einheiten, die maximal zehn Minuten lang sein sollten, sogenannte Microlearnings. Darüber hinaus ist eine prägnante Sprache wesentlich. Kurze, einfache Worte prägen sich besser ein und sind leichter verständlich als Wortwüsten.
Eine logische Abfolge hilft dabei, die Relevanz verschiedener Inhalte deutlich zu machen. Dazu gehört es etwa, wichtige Informationen hervorzuheben. Details sind visuell kleiner zu halten oder werden durch einen virtuellen Assistenten vermittelt, der mit hilfreichen Tipps und Fun Facts parat steht.
Zwar sitzen die Kinder im Home Schooling häufig alleine vor dem Computer, das bedeutet jedoch nicht, dass sie keine (Lern)kontakte haben sollten – im Gegenteil. Programme wie Microsoft Teams oder Zoom haben sich für Videokonferenzen durchgesetzt und werden schon von Grundschülern genutzt. Wichtig: Der Kurs sollte so strukturiert werden, dass Kommunikations- und Lerneinheiten sich abwechseln. So sind fokussiertes Lernen und ein reger Austausch kontrolliert möglich – ähnlich wie im realen Klassenzimmer.
Der Grad zwischen spannenden, neuen Inhalten sowie Überforderung kann schmal sein. Die Herausforderung ist es, E-Learnings für Kinder so zu gestalten, dass sie möglichst exakt an den Wissensstand angepasst sind. Es ist daher hilfreich, die Inhalte von einem Autor mit grundschulpädagogischem Hintergrund erstellen zu lassen.3
Kinder nehmen Reize vielfach stärker wahr als Erwachsene. So prägen sich Informationen oftmals besser und nachhaltiger ein – sofern sie auf den jeweiligen Lerntyp abgestimmt sind. Es gibt visuelle, adaptive und haptische Lerntypen.4 Folglich lerne manche Kinder am besten durch optische Reize, andere durch Audioinhalte oder das eigene Handeln. Im Idealfall holt die E-Learning-Einheit alle Lerntypen ab.
Insbesondere Grundschulkinder sind noch nicht in der Lage, lange Textblöcke zu erfassen. Kurze Sätze, garniert durch Bilder, Videos und Audioinhalte vermitteln Wissen auf anschauliche und kindgerechte Weise. Sind ausführliche Texte nicht zu vermeiden, lassen Sie sie vorlesen. Besonders aufmerksamkeitsstark ist das, wenn den Audiopart eine bekannte Person, etwa der Lehrer, oder eine animierte Figur übernimmt.
Kinder lieben farbenfrohe Bilder, niedliche Animationen und Comicfiguren, fantasievolle Geschichten und Ausflüge in fremde Welten. Dieser Umstand lässt sich für kindgerechte E-Learnings nutzen. Adaptieren Sie Themen in Fabelwelten und regen so die Fantasie der Teilnehmer an. Diese verknüpfen das Gelernte mit etwas, das sie begeistert hat – und das bleibt im Gedächtnis.
Erfolge motivieren. Deshalb sollten kindgerechte E-Learnings in regelmäßigen Abständen kurze Tests enthalten. Mit ihnen fragen Sie die zuvor gelernten Inhalte ab – im Idealfall auf spielerische Weise, etwa in Form von Quizzen oder Lückentexten. Auch Kurse in verschiedene Level aufzuteilen und sie so zu einem einzigen Gamification-Baustein zu gestalten, kann motivieren. Das Kind erkennt so zu jeder Zeit seinen Lernfortschritt. Das spricht wiederum das Belohnungssystem im Gehirn an, weckt Emotionen und maximiert die Wissensaufnahme.5
Ob als Ersatz für den Präsenzunterricht oder als Ergänzung: E-Learning-Einheiten für Schulkinder gehen im Idealfall auf die besonderen Bedürfnisse der Altersklasse ein. Übersichtliche Lern-Häppchen, eine auffällige visuelle Gestaltung, die Aufmerksamkeit weckt und erhält, spielerische Elemente und interaktive Kommunikation sind die Eckpfeiler für erfolgreiches digitales Lernen im Grundschulalter und darüber hinaus. Sie führen insbesondere zum wohl wichtigsten Faktor: Kinder sollen Spaß am Lernen haben. Was Begeisterung und damit intrinsische Motivation weckt, geht leichter von der Hand und fördert die Bereitschaft, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen, sie erfassen und behalten zu wollen.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer