Von Vorlieben in der Mediennutzung und dem Lerntypenmythos

#Wissenschaft & Forschung
27.08.2024

Die einen Personen lesen gerne Bücher, andere schauen lieber Videos und wieder andere freuen sich schon auf ihr neues Hörbuch. Manche Medien nutzen wir einfach lieber als andere. Aber wieso? Dieser Beitrag soll einen ersten Erklärungsansatz bieten und zeitgleich mit dem Mythos um die Theorie der Lerntypen aufräumen.

 

Vorlieben der Mediennutzung

Schon längst haben sich zusätzlich zu den analogen die digitalen Medien in unseren Alltag geschlichen. Doch trotz vieler Vorteile werden digitale Medien längst nicht von allen Personen (regelmäßig) genutzt. Diese Ungleichheit wurde zunächst länger im Zusammenhang mit Gerätebesitz und Zugang zum Internet diskutiert. Mittlerweile sind allerdings übergeordnete Faktoren in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt, die aus Unterschieden der individuellen Informationskompetenz und Bildung resultieren.

Informationskompetenz

Vielleicht sind Ihnen schon einmal die Begriffe „Medienkompetenz“ oder auch „digitale Kompetenz“ begegnet. Diese Begriffe und auch der Begriff der „Informationskompetenz“ stehen zwar miteinander in Beziehung, sind aber nicht miteinander gleich zu setzen. Jeder Begriff fokussiert sich auf einen anderen Aspekt.

Susanne Witt definiert Informationskompetenz wie folgt:

„Informationskompetenz ist die Fähigkeit, die es ermöglicht, bezogen auf ein bestimmtes Problem,

  • Informationsbedarf zu erkennen
  • Informationen zu ermitteln
  • Informationen zu beschaffen
  • Informationen zu organisieren und zu bewerten und
  • Informationen effektiv zu nutzen […..].“ (Witt 2020)

Die Art und Weise, wie Informationen zu beschaffen, zu bearbeiten oder auch weiterzugeben sind, hat sich durch die Digitalisierung zunehmend verändert. Der Informationskompetenz kommt eine wichtige Rolle zu, die zu einem gewissen Grad unsere Teilhabe an der Gesellschaft und auch an Bildungsangeboten bestimmt.

Bildungsunterschiede und Bourdieus Kapitaltheorie

Im Bereich der individuellen Bildungsunterschiede, werden insbesondere das soziale und kulturelle Kapital aus Bourdieus Kapitaltheorie thematisiert.

Bourdieu benennt in seiner Theorie verschiedene Kapitalsorten, deren individuelle Ausprägungen über die Position einer Person in der Gesellschaft bzw. dem sozialen Raum entscheidet.

Soziales Kapital basiert auf (gegenseitigem) Vertrauen und sorgt dafür, dass wir bereit sind andere Menschen zu unterstützen. Je mehr und vielfältiger wir vernetzt sind, desto größer ist der Pool an möglichen Unterstützungsmöglichkeiten, die wir bei Bedarf mobilisieren können.

Kulturelles Kapital umfasst allgemein gesagt Bildung und Handlungswissen in jeder Form. Um diese Kapitalform zu steigern ist der persönliche Lerneinsatz, die individuelle kognitive Kompetenz, aber vor allem die investierte Zeit ausschlaggebend. Ausdruck dieses Kapitals können u.a. erreichte Abschlüsse und akademische Titel sein.

 

Lerntypenmythos

Vielleicht liegen die Unterschiede in der Mediennutzung aber nicht (nur) in unserer Biografie begründet. Bevorzugen Menschen vor allem im Kontext des Lernens möglicherweise ein bestimmtes Medium, weil es ihren „Lerntyp“ am besten bedient?

Seit geraumer Zeit hält sich hartnäckig die Theorie, dass jeder Mensch ein bestimmter Lerntyp ist. Dass eine Person beispielsweise grundsätzlich besser lernen kann, wenn Informationen visuell dargestellt werden. Oder jemand anderes Informationen besser aufnehmen kann, wenn diese gehört, also über die Ohren aufgenommen werden. Das dies der Wahrheit entspricht, können bisherige Studien jedoch nicht bestätigen.

Angenommen werden kann jedoch, dass je nach Situation eine bestimmte Art der Darstellung bevorzugt werden kann. Aus diesen situativen Präferenzen, kann jedoch keine generelle Gültigkeit abgeleitet werden.

 

Fazit

Welche Medien wir gerne nutzen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zu einem gewissen Teil haben unsere Bildung und unsere erworbenen Kompetenzen einen Einfluss auf unsere Mediennutzung. Gerade mit dem Aufschwung der digitalen Medien, haben sich Kompetenzbereiche verändert, die einige von uns vor Herausforderungen stellen.

Beim Lernen können wir je nach Situation eine Darstellungsform der Inhalte bevorzugen. Diese situative Präferenz ist jedoch nicht ohne Weiteres auf andere Situationen anwendbar. Bei der Gestaltung von Lerninhalten kann es demnach sinnvoll sein, Lerninhalte mit verschiedenen Darstellungsformen zu vermitteln. So werden möglichst viele Lernende abgeholt.

Kontaktieren Sie uns, um den WebCampus in einer kostenlosen Demoversion kennenzulernen!

Quellen:

News

Weitere Artikel entdecken.

Mitarbeiterschulungen ohne Frust: Mit Gamification zu mehr Motivation & Produktivität
#Tipps & Tricks#Wissenschaft & Forschung
Mangelnde Lernmotivation bei Schulungen kann schwerwiegende Folgen für ein Unternehmen haben. Erfahren Sie, wie mit Gamification...
Exploratives Lernen
#Wissenschaft & Forschung
Entdecken Sie das explorative Lernen als Beispiel für Selbststeuerung im Lernkontext.
Expositorisches Lernen
#Wissenschaft & Forschung
Lernen Sie das expositorische Lernen als Beispiel der Fremdsteuerung im Lernkontext kennen.
Selbst- und Fremdsteuerung beim Lernen
#Wissenschaft & Forschung
Erhalten Sie erste Einblicke in das Thema Selbst-und Fremdsteuerung beim Lernen.
Lernen mit Autismus
#Tipps & Tricks#Wissenschaft & Forschung
Erhalten Sie erste Einblicke zum Autismus, sowie unterstützende Tipps & Tricks für Lernszenarien.

Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer

Jetzt kostenlose Testversion anfordern und durch digitale Lernprozesse langfristig Wettbewerbsvorteile sichern.