Exploratives Lernen

#Wissenschaft & Forschung
09.01.2025

In unserem Artikel „Selbst- und Fremdsteuerung beim Lernen“, haben Sie erste Einblicke in die Bedeutung der Didaktisierung von Lerninhalten erhalten. Darüber hinaus wurden die Methoden der „Exposition“ und „Exploration“ im Zusammenhang mit dem Thema „Selbst- und Fremdsteuerung“ erwähnt.

In diesem Artikel erfahren Sie nun, was sich hinter dem Begriff der „Exploration“ als Beispiel für „Selbststeuerung“ im Lernkontext verbirgt.

Merkmale explorativen Lernens

Exploratives Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass der Lernpfad durch die Lernenden konstruiert wird. Das Lernen findet somit basierend auf Neugierde und Interessen statt. Herausfordernd kann es dabei für die Lehrperson sein das Lernangebot so anzulegen, dass Neugierde und Interesse überhaupt erst angeregt werden. Denn trotz der Selbststeuerung der Lernenden bewegen sich diese natürlich in einem durch die Lehrperson vorgegebenen Rahmen. Zu dem Schaffen von Lernangeboten gehört beim Lehren nämlich ebenfalls, auch die geeignete Lernumwelt bereitzustellen.

Innerhalb dieses vorgegebenen Rahmens entscheiden die Lernenden selbst welche Lernaktivität sie ausführen möchten. Dadurch findet Lernen nicht linear entlang eines „roten Fadens“ statt, wie beispielsweise beim expositorischen Lernen. Vielmehr erkunden die Lernenden verschiedene Richtungen, stoßen ggf. auf Sackgassen und kehren dann an eine frühere Stelle zurück, von der aus sie dann einen anderen Pfad einschlagen. Der Lernprozess wird dadurch deutlich dynamischer.

Denkbar wäre es Themen, statt in festgelegten und abgeschlossenen Kapiteln darzubieten, mit zunehmender Komplexität mehrfach durchzugehen und zusammenzuführen.

Damit die Lernenden dabei nicht die Orientierung oder den Überblick verlieren, ist es wichtig, dass durch die Lehrperson Orientierungshilfen bereitgestellt werden. Beispielsweise durch eine Themenübersicht, ein Inhaltsverzeichnis oder was auch immer für das jeweilige Szenario sinnvoll und unterstützend ist.

Hemmnisse

Mit explorativen Lehrmethoden sind allerdings auch die einen oder anderen Hemmnisse verbunden.

Oft hat sich bei Lehrenden und auch Lernenden die Vorstellung verfestigt, dass Lernen einer Unterweisung bedarf und somit vorrangig fremdbestimmt abzulaufen hat. Basierend auf dieser Vorstellung bevorzugen beide Parteien Lernsituationen, die wenig bis kein selbstständiges Lernen erfordern. Eine Änderung dieser Lerngewohnheiten ist folglich schwierig und bedarf Zeit und Offenheit.

Eine weitere Schwierigkeit im Rahmen selbstgesteuerten Lernens ist, dass bei Lernenden die Fähigkeit ,den eigenen Lernfortschritt zu überwachen, oft gering ausgeprägt ist. Zur Förderung dieser Fähigkeit könnte selbstgesteuertes Lernen beispielsweise Schritt für Schritt eingeführt werden. Zusätzlich können Lernende darauf hingewiesen werden, dass der Lernprozess selbstständig zu überwachen ist und in der Anfangszeit dabei Unterstützung angeboten werden. Ebenfalls könnte der Fokus von erreichten Ergebnissen abgerückt werden und auch der Lernprozess und die Lernaktivitäten selbst als Fortschritte betont werden.

Exploratives Lernen mit Medien

Exploratives Lernen passiert heute vor allem durch Simulationen und in VR-Welten. Mit welchem Medium jedoch auch immer gearbeitet wird, gibt es ein paar allgemeine Eckpunkte, die unterstützend sein können.

  • Das Medium sollte die Lernenden zu Lernaktivitäten motivieren.
  • Es muss für Lernende klar ersichtlich sein um welches Thema es geht und das Medium idealerweise intuitiv und somit möglichst ohne Hilfe benutzbar sein.
  • Um zu vermeiden, dass die Lernangebote zu linear werden, sollten die verschiedenen Lernangebote zu weiteren Lernangeboten verweisen. So entsteht ein Netz aus Themen, die miteinander im Zusammenhang stehen und die Lernenden können so Zusammenhänge zwischen den einzelnen Themen ggf. besser wahrnehmen und verinnerlichen.
  • Idealerweise bietet das Medium den Lernenden die Möglichkeit den eigenen Lernfortschritt zu kontrollieren. Auch Feedback zu beispielsweise abgelegten (Selbst-)Tests, kann die Lernenden dabei unterstützen die eigenen Stärken und Schwächen im Lernprozess zu identifizieren und entsprechend darauf zu reagieren.

Fazit

Dadurch, dass exploratives Lernen auf Neugierde und Interesse der Lernenden beruht, birgt es ein großes Motivationspotential. Jedoch ist exploratives Lernen für Lehrende und Lernende oft noch fremdes Terrain, das erst einmal erkundet werden möchte. Durch die Einbindung von explorativen Lernmethoden haben Lernende allerdings die Chance verschiedenste Fähigkeiten auszubauen. Diese ermöglichen ihnen im besten Fall sich insgesamt selbstbestimmter wahrzunehmen und manche Lernende entwickeln möglicherweise auch eine positivere Einstellung zum Lernen an sich.

 

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Quellen: 

  • Kerres, Michael (2024). Mediendidaktik. Lernen in der digitalen Welt. 6. Auflage. Walter de Gruyter GmbH (Berlin/Boston).
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