Das nächste Gamification-Beispiel stammt aus der französischen Wirtschaft. Denn diese Woche wollen wir Ihnen eine innovative Recruiting-Gamification-Einheit der französischen staatlichen Eisenbahngesellschaft SNCF (Société Nationale des Chemins de fer Français) vorstellen.
Mit “The Most Serious Game Ever” hat SNCF 2014 ein höchst professionelles und innovatives Recruiting-Game entwickelt. Dieses richtet sich an die französische Elite der Nachwuchsingenieure und testet deren Fähigkeiten innerhalb des Spiels. Mit dem Ziel eine fast unmögliche Aufgabe zu lösen, müssen die Teilnehmer u.a. U-Bahn Netzwerke konstruieren, Umsteigezeiten planen und die Auslastung der Züge kontrollieren. Um sinnvolle Lösungsvorschläge präsentieren zu können, müssen die Ingenieursanwerter hoch komplexe mathematische und wissenschaftliche Vorgänge lösen.1 Die Anwerter hatten rund 6 Monate Zeit um teilzunehmen und wenn möglich das Spiel zu lösen.2
„The Most Serious Game Ever“ ist nicht nur eine tolle Recruiting-Idee, es zeugt auch als Beispiel eines hervorragend entwickelten Spiels. SCNF bekam an dieser Stelle Unterstützung von DanParis.
Das „Recrutainment“-Game erlangte solch eine große Aufmerksamkeit in den Medien3 , dass
…150 Universitäten teilnahmen,
…5000 Studenten versucht haben, die Aufgabe zu lösen,
…jedoch nur 17 (0,34%) Studenten erfolgreich waren,
…von denen 10 nach einem Bewerbungsgespräch eine Position bei SNCF erhielten.
Erste Eindrücke und das herausragende Ergebnis können Sie noch einmal etwas detailliertes im folgenden Video anschauen:
Anbei noch einige Screenshots aus dem Spiel:
Wie der Name „The Most Serious Game Ever“ bereits verrät, hat SNCF nicht nur einzelne Gamificationelemente in eine spielfremde Umgebung integriert, sondern hat sich dazu entschieden ein allumfassendes Simulationsspiel zu entwickeln. Das Spiel enthält verschiedene Aufgabentypen, in denen von den Ingenieuren unterschiedlichste Lösungsansätze gefordert werden. Das wohl grundlegendste Gamification-Element, der Wettkampf, wird durch die Ankündigung einer fast nicht lösbaren Aufgabe verstärkt. Die Teilnehmer sind motiviert zu der geringen Anzahl zu gehören, die es tatsächlich schaffen, eine Lösung zu finden. Außerdem winkt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bei SNCF, wenn die Aufgabe erfolgreich gelöst wird.
Dieses Online-Game hat tatsächlich eher die Absicht, eigenes Wissen demonstrieren zu können, anstatt neues Wissen aufzunehmen. Trotzdem hilft die gelungene grafische Darstellung dabei komplexe Sachverhalte leichter nachvollziehen zu können. Selbstverständlich können Teilnehmer während des Spiels trotzdem neue Tatsachen erlernen und vor allem im Falle des Scheiterns aus den eigenen „Fehlern“ lernen.
Vorteile des “Most Serious Game Ever” | Nachteile des “Most Serious Game Ever” |
„The Most Serious Game Ever“ ist nicht nur eine gelungene Recruiting-Idee, sie erscheint auch in grandiosem Design. Bayers International Management Simulation kann optisch z.B. nicht mithalten. | Das Wissen, dass die Lösung des Spiels „fast unmöglich“ ist, kann möglicherweise demotivierend auf die Teilnehmer wirken. Andererseits sortiert SNCF somit sofort Spieler heraus, die es nicht “wirklich wollen”. |
Die gelungene Darstellung hat nicht nur zu einem extremen Anstieg neuer Bewerbungen (+37.500%) geführt, sondern hat auch das generelle öffentliche Ansehen der Firma steigen lassen.4 | |
Potentielle Teilnehmer erlangen dank der konkreten und praxisnahen Aufgaben einen guten Eindruck über mögliche zukünftige Aufgaben, wenn Sie einen Job bei SNCF beginnen würden. So kann von vorn herein besser abgewogen werden, ob das Unternehmen zu den persönlichen Vorstellungen passt. |
Mit „The Most Serious Game Ever“ hat SNCF eine rein externe Anwendung geschaffen, die sich ausschließlich an mögliche Bewerber wendet, welche bislang noch nichts mit dem Unternehmen zu tun haben. Auf diesem Wege hat SNCF einen höchst innovativen Weg der Neu-Rekrutierung geschaffen und zugleich seinen hohen Standard an die Bewerber verdeutlicht.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer