Lernen ist grenzenlos und macht keinen Halt vor spezifischen Branchen, Unternehmen oder Institutionen. Auch hier gilt: Das richtige Konzept bestimmt den Erfolg. E-Learning Angebote werden eingeführt, um Prozesse zu beschleunigen, Informationen zielgruppengerecht und nachhaltig an Mitarbeitern zu vermitteln oder komplexe Themen Schritt für Schritt verständlich zu machen. Die Möglichkeiten sind vielfältig und doch stehen einige Branchen dem E-Wandel skeptisch gegenüber. Ein Rückschritt, der oft durch fehlende grenzen- und bereichsübergreifende Lösungen begründet ist. Am Beispiel der Gesundheitsbranche wollen wir Ihnen aufzeigen, wo die Herausforderungen liegen und mit welchen E-Learning Trends Barrieren überwunden werden können.1
In der Gesundheitsbranche prallen On- und Offlinewelten zusammen. Inzwischen haben sich laut Experten zwei Lager formiert. Auf der einen Seite die Befürworter von E-Health – ein Synonym für den digitalen Wandel am Markt der internationalen, regionalen und lokalen Gesundheitsversorgung – und auf der anderen Seite die Skeptiker, die an „starren und unflexiblen Strukturen“ festzuhalten scheinen. Diese Lager lassen sich insofern weiter differenzieren, als dass die (privat-)wirtschaftlichen Institutionen bereits E-Formate einsetzen, wohingegen in den öffentlichen Einrichtungen, wie Krankenhäusern, Kliniken, Reha-Zentren, bisher noch keine übergreifenden Strukturen für digitale, betriebliche Weiterbildung geschaffen wurden.
Handlungsbedarf besteht, denn Krankenhäuser müssen in Personalentwicklung und Optimierung der Behandlungsqualität investieren. Die Nachfrage nach intelligenten E-Learning Anwendungen wächst daher stetig. Getrieben wird der Ruf nach einem Umdenken auch zunehmend vom Personalnachwuchs der jüngeren Generationen, die mit E-Lernformen bereits aus Studium und/oder privatem Umfeld vertraut sind. Auslöser für ein Umdenken sind die großen Herausforderungen in der Gesundheitswirtschaft, wie der demografische Wandel, die Digitalisierung der Branchenstrukturen und der Bedarf nach effizienten Systemen.
Ein Wandel, der auch vor kleinen Einrichtungen keinen Halt macht. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung für viele Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen entsteht mit Blick auf digitale Neuerungen schnell ein Druck, der von Experten allgemein als „Disruption“ beschrieben wird: „ein Prozess bei dem ein bestehender Markt von einer stark wachsenden Innovation abgelöst bzw. zerschlagen wird.“ 2
Dieses Phänomen wird vor allem im Wirtschaftsbereich diskutiert. Im übertragenen Sinne geht es darum, Prozessabläufe an die Veränderungen der Umwelt anzupassen.3 Mit dem digitalen Fortschritt sind Unternehmen zunehmend von diesen Prozessen eingeholt worden. Produkte und Strukturen müssen an die neue Umgebung angepasst werden, um einer Disruption bzw. völligen Zerschlagung durch junge Unternehmen mit digitalen Wurzeln, z.B. Start Ups, oder hochmodern ausgestatteten Kliniken in Ballungszentren entgegenzuwirken. Schüttelt man den negativ konnotierten Begriff der Disruption ab und versteht den Wandel in der Weiterbildung vielmehr als „Umgestaltung bestehender Prozessabläufe“, die das Lernen auf elektronische Geräte überträgt, so macht die Verwendung des Begriffs Transformation mehr Sinn. Es geht weniger darum Weiterbildungsprozesse völlig neu aufzusetzen, sondern vielmehr um die Transformation von einer analogen in eine digitale Lernumgebung. Das zugrundliegende Konstrukt bleibt also bestehen und wird nicht „zerschlagen“.
Experten meinen, dass die Stagnation in Gesundheitsunternehmen häufig durch eine personelle Überbelastung, knappe Zeit- und Kostenbudgets, eine hohe Heterogenität der Belegschaft durch Zuwachs aus dem Ausland und der Fragmentierung der Berufsbilder begründet ist. Der Fokus der Krankenhäuser und Kliniken liegt meist auf der Bewältigung der alltäglichen Arbeit und weniger auf dem anhaltenden Strukturwandel.4
Für die Einführung von Weiterbildung mittels elektronischer Medien müssen neue Strukturen und Prozesse innerhalb der Institutionen geschaffen werden. Hierbei muss gleichzeitig berücksichtigt werden, dass die Anforderungen an Weiterbildungsprozesse anders und deutlich höher sind, als z.B. in der Wirtschaft. 6 „In der Realität erfolgen Lernprozesse während der Arbeit innerhalb der Prozessabläufe“.7
Die Rahmenbedingungen sind hier durch Faktoren wie hohe Komplexität, Flexibilität und Schnelligkeit geprägt. Diese machen es notwendig, dass die Weiterbildung den Anforderungen des Gesundheitswesens angepasst wird. Praxisnah ist häufig nicht ausreichend, da die Aneignung von Wissen und Informationen ad-hoc und barrierefrei zugänglich sein muss. In diesem Zusammenhang fällt der Begriff „Workplace Learning“, welcher als synchrone, kollaborative und kooperative Lernprozesse definiert wird.8
Gegenüber der Belegschaft müssen Unternehmen der Aufgabe gerecht werden, den wirklichen Nutzen von Weiterbildung hervorzuheben, um so ausreichend Akzeptanz zu schaffen. Am besten bietet sich hier ein E-Learning Format an, das „einen ausbalancierten Mix aus traditionellen Formaten und Formaten mit elektronischen Medien“ schafft.9
Quelle:10
Im E-Learning Bereich bieten zahlreiche Formate und Anwendungen die Möglichkeit sowohl harte Fakten als auch softe Skills zusammenzubringen. Es gibt zum Beispiel ein Pilotprojekt von TriCat & Co. unter dem Namen Epicsave10, das das Lernen in virtueller Realität – via interaktiver 3D Umgebung – zur Ausbildung von Notfallsanitätern anwendet. Dieses Projekt wird vom Bundesforschungs-ministerium (BMBF) mit einem Millionenbeitrag gefördert und kennzeichnet die Relevanz erweiterter Weiterbildungstechniken. Auch der Bereich Mobile Learning und die Verwendung von mobilen Endgeräten wird am wirtschaftlichen Gesundheitsmarkt immer stärker unter dem Schlagwort „Mobile Health“ diskutiert11: Ein Trend hin zur individualisierbaren, unabhängigen medizinischen Beratung, Pflege und Diagnostik. Auch hier müssen Krankenhäuser reagieren und experimentierfreudiger werden, um bei digitalen Neuerungen nachziehen zu können.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer