Vor der Pandemie galten E-Learning-Angebote noch als Luxus- oder Nischenprodukte, auf die man verzichten konnte. Doch seit Ausbruch der Coronakrise ist alles anders und das Lernen auf Distanz sogar unerlässlich geworden. Viele Betriebe haben ihre Weiterbildungsangebote drastisch gekürzt – mit schwerwiegenden Folgen. Dabei bietet gerade hier das E-Learning ungeahnte Möglichkeiten. Kursteilnehmer können bequem von zu Hause aus lernen, während Unternehmen in dieser schwierigen Zeit dank Onlinekursen Bildung vermitteln und sogar sparen können.
Immer mehr Universitäten wagen sich in die virtuelle Welt hinaus. Aufgrund der Coronakrise bieten auch Business Schools ihre MBA-Programme online an. Die traditionsreiche Cambridge University hat sich sogar dafür entschieden, sämtliche Studiengänge bis 2021 online durchzuführen. Auch in Deutschland gewöhnt man sich langsam an den neuen digitalen Alltag. Dabei bleibt es jedem Dozenten überlassen, den Unterricht auf eine Art und Weise zu gestalten, die dem Stoff am besten gerecht wird. Viele Dozenten stellen Literatur online und verlangen von ihren Studierenden, sich die Texte im Selbststudium anzueignen.1 Während einige Studierende den neuen Lernmethoden eher kritisch begegnen, stellen sie für andere eine Chance dar. Sie können im eigenen Tempo lernen und sich online mit ihren Kommilitonen austauschen. Außerdem sind Studierende auf diese Weise räumlich nicht mehr an die Universität gebunden und können ihre Vorlesungen überall abrufen.
Vor allem Betriebe müssen im Hinblick auf die Coronakrise sorgfältig mit ihrem Weiterbildungsangebot umgehen. In der aktuellen Lage befinden sich viele Betriebe aufgrund der hygienischen Vorgaben und Einschränkungen am Rande des Abgrunds. Spricht da nicht vieles dafür, Weiterbildungsaktivitäten zurückzufahren? Schließlich sind Weiterbildungskurse mit Kosten verbunden, außerdem dürfte sich die Investition nicht amortisieren, wenn die Weiterbeschäftigung der Angestellten unsicher ist. Allerdings setzen viele Unternehmen auf die Zukunft und entscheiden sich dafür, ihre Angestellten in langfristiger Perspektive konkurrenzfähig zu machen. Angestellte, die trotz Corona an Weiterbildungskursen teilnehmen können, haben ihren Branchenkollegen gegenüber einen erheblichen Vorteil.
Beim Präsenztraining ist es so gut wie unmöglich, den erforderlichen Abstand zu anderen Kursteilnehmenden einzuhalten. Jede Präsenzveranstaltung stellt ein Ansteckungsrisiko dar, dem selbst größere Sitzabstände nicht zu hundert Prozent entgegenwirken können. Finden die Kurse online statt, gibt es hingegen keinen persönlichen Kontakt zwischen den Teilnehmern und den Dozenten, wodurch die Ansteckungsgefahr auf null sinkt.2 Darüber hinaus lassen sich die Kursinhalte den Teilnehmern perfekt anpassen.
Vor allem im Dienstleistungssektor sind mittlerweile viele Betriebe auf E-Learning umgestiegen. Anders verhält es sich im produzierenden Gewerbe, wo mehr praktisches Wissen erforderlich ist. Vor allem technologieaffine Unternehmen treten inzwischen aber vermehrt der Online-Revolution bei. Interessant ist auch, dass vor allem kleinere bis mittelständische Betriebe auf digitale Maßnahmen zurückgreifen. Dies lässt sich wohl dadurch erklären, dass bei Onlinekursen keine Mindestteilnehmerzahl erreicht werden muss. Auch fallen keine Raummieten an, was für Start-ups und kleine Unternehmen besonders attraktiv sein dürfte. Auffällig ist auch, dass in erster Linie Betriebe mit jüngeren Arbeitnehmern auf den E-Learning-Zug aufgesprungen sind.
Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, flexibel zu sein. Dies gilt auch für die Art und Weise, wie wir lernen. Derzeit gibt es mehrere E-Learning-Strategien, die sich als besonders effektiv herausgestellt haben.
Gamification: Spaß beim Lernen – wer wünscht sich das nicht? Genau diesen Ansatz verfolgt Gamification. Bei dieser E-Learning-Methode kommen spieltypische Techniken zum Einsatz. Dabei kann es sich beispielsweise um Ranglisten, sichtbare Fortschrittsanzeigen oder Quiz handeln.
Adaptives Lernen: Hier könnte man fast von personalisiertem Lernen sprechen. Genau wie alles andere wird auch das Lernen immer individueller. Die Information soll sich den Lernenden anpassen – und nicht umgekehrt. Das adaptive Lernsystem wertet die Handlungen der Lernenden aus, um ihnen geeignetes Wissen auf eine passende Art und Weise übermitteln zu können. Beim adaptiven Lernen werden oft Tracking Tools und Learning Analytics eingesetzt, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Microlearning: Beim Microlearning wird in kleinen Happen gelernt. Diese Methode hat sich in der modernen Welt bewährt, da sich die Aufmerksamkeitsspanne vieler Lernender in den letzten Jahren erheblich verkürzt hat.3 Microlearning bietet die Möglichkeit, Inhalte in sehr kurzen Lektionen zu erfassen. Dabei kann es sich um Videos, Fragebögen, kurze Texte oder Podcasts handeln. Wichtig ist lediglich, dass die Informationen in kleinen, leicht erfassbaren Portionen übermittelt werden.
Streaming: Beim Streaming werden Lernende auf ihre Fähigkeiten hin überprüft, um das Niveau des Lernstoffs anpassen zu können. Hier wird die Leistungsstärke kleinerer Gruppen innerhalb der Gesamtgruppe berücksichtigt. Um Streaming richtig einsetzen zu können, bedarf es eines Learning Management Systems.
Fazit: Die Krise als Chance für neue Lernmethoden
Die Coronakrise hat den Umstieg auf E-Learning in vielen Bildungseinrichtungen vorangetrieben. Was früher eher eine Randerscheinung war, hat sich mittlerweile auf der ganzen Welt durchgesetzt. Sowohl Hochschulen als auch Betriebe bieten ihre Kurse nun fast ausschließlich im virtuellen Raum an. Die Umstellung auf Online-Inhalte beinhaltet einmalige Chancen, denn endlich ist personalisierbares Lernen zur Realität geworden. Lernende können diejenigen Lernmethoden wählen, die am besten zu ihnen passen. Außerdem bietet E-Learning die Möglichkeit, im eigenen Tempo zu lernen, was für viele Lernende einen deutlichen Vorteil darstellt. E-Learning-Methoden wie Gamification oder Microlearning lassen sich problemlos in den Alltag einfügen und sorgen dafür, dass sich Lernende auch unterwegs Wissen aneignen können.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer