Kinder nehmen Wissen blitzschnell auf und behalten es mitunter ein Leben lang im Gedächtnis. Bei Erwachsenen sieht das schon anders aus: Mit zunehmenden Alter ist es nicht mehr so einfach, sich Gelerntes langfristig zu merken. Doch woran liegt das und wie lässt sich ein mögliches Defizit kognitiver Fähigkeiten beim digitalen Lernen in Einklang bringen, zum Beispiel für Schulungen im Unternehmen.
Das Konzentrationsvermögen, die Wahrnehmungsfähigkeit, das Denk- und Erinnerungsvermögen, die Aufmerksamkeitsspanne sind Denkprozesse, die unter dem Begriff kognitive Fähigkeiten zusammengefasst werden. Kurz gesagt bezeichnet Kognition die menschlichen Wahrnehmungsprozesse – die Fähigkeit, Signale aus der Umwelt wahrzunehmen und einzuordnen. Dies läuft vielfach unbewusst ab, etwa wenn Sie sich eine Meinung über einen bestimmten Umstand bilden. Ein Beispiel für einen bewussten kognitiven Prozess ist das Lösen von Rechenaufgaben.
Für das erfolgreiche digitale Lernen sind kognitive Fähigkeiten also genauso eine Voraussetzung wie beim herkömmlichen Lernen. Ohne Wahrnehmung und Informationsverarbeitung gibt es keinen Lerneffekt – so lässt sich der Zusammenhang zwischen E-Learning und kognitiven Fähigkeiten einfach zusammenfassen. Denn bei der Teilnahme an einer Lerneinheit sind alle Sinne gefragt. Lernende sehen etwa Grafiken und Bilder und bringen diese mit praktischen Tätigkeiten in Verbindung, hören Audios mit Anleitungen oder Regeln, lesen kurze Textpassagen und verinnerlichen den Inhalt. Das logische Denkvermögen verbindet diese verschiedenen Informationshäppchen zu einem Ganzen, und zwar im Idealfall blitzschnell. Wie schnell jemand E-Learning-Inhalte aufnimmt und diese auch langfristig behält, entscheiden verschiedene Faktoren, darunter das Alter. Mit den Jahren nehmen die kognitiven Fähigkeiten nämlich kontinuierlich ab, und das unabhängig von der individuellen Intelligenz. Je älter die Teilnehmer sind, desto langsamer laufen diese Prozesse jedoch ab. So fällt es älteren Mitarbeitern in Unternehmen meist schwerer als jüngeren, sich in neue Systeme einzuarbeiten oder korrekt mit der neuen Software umzugehen.
Auf dem Höhepunkt der kognitiven Leistungsfähigkeit sind Menschen etwa im Alter von 30 Jahren. Insbesondere das Kurzzeitgedächtnis ist dann besonders aktiv. Danach geht es stetig bergab: Allen voran lassen die Gedächtnisleistung und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung nach. Ein Grund dafür ist der natürliche Abbau der Zellstrukturen im Gehirn. So werden neue Informationen weniger schnell und nachhaltig aufgenommen. Auswirkungen haben die nachlassenden kognitiven Fähigkeiten dann auch auf E-Learning-Kurse – und letztendlich auf das Kursdesign. Damit Teilnehmer aller Altersgruppen effektiv lernen, können bereits kleine Veränderungen eine große Wirkung haben.
E-Learning-Kurse haben im Vergleich zum Face-to-Face-Unterricht einige Vorteile, was die Eignung für verschiedene Altersgruppen angeht. Sie bergen das Potenzial, kognitiven Einschränkungen mit geringem Aufwand entgegenzuwirken. E-Learning-Experten haben vier Faktoren herausgefunden, die unabhängig vom Alter zu einem hohen Lerneffekt führen.
„Weniger ist mehr“, lautet das Motto: Fünf bis neun Informationseinheiten speichert das Kurzzeitgedächtnis erwachsener Menschen. Um kognitive Überlastung zu vermeiden, bieten sich Microlearnings an, kurze Lektionen, in denen Informationen knapp auf den Punkt gebracht werden.
Rund 90 Prozent aller aufgenommenen Informationen vergisst der Mensch innerhalb eines Monats wieder. Bereits nach 20 Minuten bleiben nur noch 60 Prozent im Gedächtnis (Stichwort Vergessenskurve). Gegensteuern lässt sich mit stetiger Wiederholung, zum Beispiel indem man Kurse mobil zugänglich macht oder regelmäßig Wissensquizze anbietet.
Nicht alle kognitiven Fähigkeiten lassen im Alter nach. Erwachsene haben gegenüber Kindern sogar eine höhere Aufmerksamkeitsspanne – jedenfalls in der Theorie. Im Alltag drohen zahlreiche Ablenkungsfaktoren, die dem Lerneffekt entgegenstehen. Für E-Learning-Einheiten bedeutet das etwa, sie übersichtlich zu gestalten und klar zu strukturieren. Das steigert die Chance, dass die Lernenden konzentriert dabei bleiben.
Angst und Stress stören die Informationsaufnahme im Gehirn, eine positive Stimmung dagegen fördert sie. Abgesehen von einer ruhigen Lernumgebung kann das Kursdesign zu einer solchen angenehmen (virtuellen) Atmosphäre beitragen. Beruhigende Farben wie Blau, Grün oder Gelb und eine aufgeräumte grafische Darstellung können die Wissensaufnahme positiv beeinflussen.
Digitales Lernen und kognitive Fähigkeiten – ob im Alter oder in jungen Jahren – hängen eng zusammen. Daher empfiehlt es sich, E-Learning-Kurse so zu gestalten, dass sie auch ältere Mitarbeiter und Teilnehmerinnen erfolgreich absolvieren können. WebCampus als E-Learning-Plattform unterstützt Sie bei der Gestaltung der Lerninhalte und digitalen Trainings. So erstellen Sie zielgerichtet altersgerechte E-Learnings für jede Zielgruppe bzw. für alle Mitarbeiter. Probieren Sie es gleich aus mit der kostenlosen Demo.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer