Das Hauptziel von E-Learning im Unternehmen und auch allgemein ist, Menschen in allen möglichen Lebenslagen weiterzubilden. Denn heutzutage kann sich niemand mehr dem lebenslangen Lernen entziehen, da sich die Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt kontinuierlich weiterentwickeln. Doch wie wird erreicht, dass das Lernen für Mitarbeiter nicht zur Last wird und Wissen langfristig im Gedächtnis bleibt? Wir haben uns das genauer angeschaut und haben ein paar Tipps, wie die Lern- und Entwicklungsabteilung den Prozess unterstützen kann.
Inhalt
Wann treten Lernprozesse für Mitarbeiter auf?
Den Menschen in den Vordergrund stellen
Denkprozesse einbeziehen bei E-Learnings im Unternehmen
Besseres Lernen für Mitarbeiter durch angepasstes E-Learning der Weiterbildung
Eventuell kommt Ihnen diese Situation bekannt vor: Ihre Mitarbeiter sind bereits einige Jahre im Job und kennen sich hervorragend mit dem benötigten Fachwissen und Programmen aus. Doch durch eine Systemumstellung im gesamten Unternehmen müssen alle ihre Kenntnisse erweitern und lernen, mit dem neuen System und den Software-Anwendungen umzugehen. Einigen fällt dies eventuell leicht. Andere, oftmals ältere Personen, können Schwierigkeiten haben, sich an das neue System zu gewöhnen. Auch für die Aneignung neuen Fachwissens aufgrund einer Aufgabenerweiterung einer Stelle kann einen Lernprozess nötig machen.
Unabhängig von den Gründen, warum Mitarbeiter ihr Wissen ausweiten müssen, ist dies die Zielsetzung der Lern- und Entwicklungsabteilung. Diese sollte die Lernenden so gut wie möglich im Aneignungsprozess des Wissens unterstützen, sodass jedem das Lernen leicht fällt. E-Learning im Unternehmen für Schulungen hilft dabei, alle Mitarbeiter anzusprechen. Worauf es dabei ankommt, wird klarer, wenn wir verstehen, wie wir lernen.
Ein häufiger Fehler, den auch Profis in E-Learning-Kursen für Unternehmen begehen, ist, sich zu sehr auf die Weiterentwicklung der Inhalte des jeweiligen Kurses zu fokussieren. Die Lerninhalte sind natürlich von großer Bedeutung. Jedoch sollte es in erster Linie um die Weiterentwicklung der Kenntnisse der Mitarbeiter gehen. Überlegen Sie sich dafür, in welcher Alltagssituation sich diese befinden und welche Hilfsmittel das Lernen für sie erleichtern könnte. Beispielsweise fehlt erwachsenen Lernenden oftmals die Zeit, sich in ihrem vollgepackten Alltag zusätzlich weiterzubilden. Das und andere Probleme sollten bei der Entwicklung der optimalen Lernmethode berücksichtigt werden. Schließlich soll am Ende nicht (nur) der Kursinhalt weiterentwickelt werden, sondern der Mensch, der den Kurs absolviert.
Wie kann die Lern- und Entwicklungsabteilung die Weiterentwicklung der E-Learnings in Unternehmen nun unterstützen? Grundlegend darf nicht vergessen werden, dass der Denk- beziehungsweise Lernprozess des menschlichen Gehirns immer gleich bleibt. Damit Mitarbeiter ihre Kenntnisse erfolgreich erweitern, sollte diese Tatsache bei der Gestaltung eines Onlinetrainings für die Mitarbeiter berücksichtigt werden. So ist es wahrscheinlicher, dass das neu erlernte Wissen im Langzeitgedächtnis bleibt und nicht vergessen wird. Eine wissenschaftliche Theorie, die sich mit diesem Thema befasst, ist die Cognitive load theory (Theorie der kognitiven Belastung) des australischen Bildungspsychologen John Sweller. Auf diese gehen wir nun näher ein, um den Vorgang des Lernens besser nachvollziehen zu können.
Um den Lernenden den Prozess der Wissensaneignung nicht schwieriger zu machen als nötig, müssen wir verstehen, wie neues Wissen im Gedächtnis verknüpft, verarbeitet und schließlich angewandt wird. Die Cognitive load theory von Sweller nimmt an, dass das Lernen grundsätzlich eine kognitive Belastung für den Menschen darstellt. Jedoch gibt es unterschiedliche Mechanismen, die den Lernprozess entweder vereinfachen oder fälschlicherweise erschweren. Dabei spielt die sogenannte Human cognitive architecture, die menschliche kognitive Architektur, eine besonders wichtige Rolle. Nur wenn die jeweiligen Lernmaterialien des (E-)Trainings damit in Einklang sind, fällt das Lernen dem menschlichen Gehirn leicht. Doch was verbirgt sich hinter dieser kognitiven Architektur genau? Grundsätzlich handelt es sich dabei um die Art und Weise, wie die Strukturen und Funktionen des Gehirns während des Denkprozesses aufgebaut sind. Sie besteht aus den folgenden Komponenten:
In Anlehnung an The long and winding road of learning (Quelle: Patty Shank: Making Instruction Learnable, 2016)
Icons: Erstellt von Smashicons, www.flaticon.com
Das Kurzzeitgedächtnis wurde in der Grafik bewusst ausgelassen, da Informationen nur dann vom Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden, wenn eine Information genügend Aufmerksamkeit durch unsere Wahrnehmung bekommt. Unsere Sinne müssen der Information somit zunächst eine Bedeutung zuweisen, da es ansonsten innerhalb weniger Sekunden irrelevant für unser Gehirn wird und somit gar nicht erst ins Arbeitsgedächtnis gelangt.
Die detaillierte Zusammenarbeit der einzelnen Komponenten ist sehr komplex. Bevor das Gehirn etwas Neues aufnehmen kann, muss der Lerninhalt zunächst unsere Aufmerksamkeit erlangen. Dann nimmt das Arbeitsgedächtnis die Informationen auf. Die wichtigste Frage für Entwickler von E-Learnings im Unternehmen ist demnach, wie die beschränkte Kapazität des Arbeitsgedächtnisses umgangen werden kann, damit Mitarbeiter leichter lernen und sich neues Wissen effektiver aneignen.
Durch den komplizierten Prozess des Lernens dauert es eine gewisse Zeit, bis neue Informationen zu tatsächlichem Wissen umgewandelt und im Langzeitgedächtnis verankert sind. Schwierigkeiten beim Lernen entstehen vor allem dann, wenn bislang kein Schema zu einem Thema vorhanden ist. In diesem Fall fängt der lernende Mitarbeiter bei Null an: Es muss ein neues Schema im Gehirn aufgebaut werden. Besitzt der Lernende hingegen Vorwissen in einem Themengebiet, können die neuen Informationen mit den vorhandenen Schemata verknüpft werden. In diesem Fall verläuft der Lernprozess schneller und einfacher.
Die größte Schwäche im Denkprozess stellt aufgrund der geringen Kapazität das Arbeitsgedächtnis dar. Doch diese lässt sich durch ein (Online-)Training, das mit der kognitiven Architektur des menschlichen Gehirns im Einklang ist, mindern. Laut der Cognitive Load Theory von John Sweller sollten E-Learning-Kurse so entwickelt sein, dass eine kognitive Überlastung des Arbeitsgedächtnisses vermieden wird. Folgende Vorschläge macht er, damit das Arbeitsgedächtnis neue Informationen effektiver aufnimmt.
1. Aufmerksamkeit bündeln
Ein wichtiger Aspekt zur Vermeidung einer kognitiven Überlastung des Arbeitsgedächtnisses ist es, zusammengehörende Informationen auch gemeinsam darzustellen. So muss die Aufmerksamkeit nicht „aufgeteilt“ werden. Wenn Sie bei einem Onlinetraining beispielsweise eine Grafik präsentieren, sollte die zugehörige Erklärung direkt neben oder unter dem Bild zu sehen sein, nicht erst auf der folgenden Seite. So fällt das Erlernen der neuen Informationen deutlich leichter, da die Aufmerksamkeit sowohl zeitlich als auch visuell gebündelt ist.
Tipp: Kontrollieren Sie Ihre aktuellen Kursinhalte der E-Learnings im Unternehmen. Prüfen Sie, ob zusammengehörende Daten und Informationen auch wirklich zusammen abgebildet sind.
2. Redundanz verhindern
Als Redundanz bezeichnet man überflüssige oder nicht notwendige Ergänzungen. Was oft gut gemeint ist als Zusatzinformation, kann unerwünschte Effekte auf die Lernfähigkeit des Arbeitsgedächtnisses erzielen. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern dieselben Informationen in verschiedenen (z.B. multimedialen) Varianten, erfordert dies zusätzliche Anstrengung. Die weiteren Informationen muss das Arbeitsgedächtnis nämlich miteinander vergleichen und auf (Un-)Stimmigkeit überprüfen. Redundant und nicht notwendig in E-Learning-Einheiten sind etwa:
Tipp: Stellen Sie sicher, dass nur essenzielle Informationen in Ihrem Onlinekurs integriert sind und vermeiden sie jegliche Art von Doppelungen!
3. Interaktivität beachten
Die Interaktivität einzelner Elemente in Ihrem Onlinetraining beschreibt den Grad, wie viele Komponenten gleichzeitig vom Arbeitsgedächtnis verarbeitet werden müssen, um die Materie als Ganzes zu verstehen. Informationen mit niedriger Interaktivität lassen sich einzeln und ohne das Hinzufügen anderer Informationen leichter verarbeiten. Das macht die Aufnahme der Information einfacher. Bei einer hohen Interaktivität, wie sie etwa bei hoher Redundanz entsteht, hängen die einzelnen Elemente voneinander ab. Sie müssen erst als Einheit verstanden werden, was den Lerneffekt minimiert.
Tipp: Beachten Sie die Interaktivität bei der Erstellung Ihrer Onlinekurse! Lässt sich eine hohe Interaktivität einzelner Elemente nicht vermeiden, versuchen Sie die Aufmerksamkeit zu bündeln und die Redundanz zu verringern. Dies hilft den Lernenden, die komplizierten Verknüpfungen des jeweiligen Themengebietes einfacher zu verstehen.
Mit E-Learning im Unternehmen haben es Mitarbeiter leichter, neues Wissen zu erfassen. Voraussetzung ist allerdings, dass die E-Trainings und Lernmodule die Denkprozesse des menschlichen Gehirns beachten. Möchten Sie, dass Ihre Mitarbeiter leichter und schneller lernen, entlasten Sie deren Arbeitsgedächtnis gezielt durch das Einbeziehen der erwähnten Tipps. Nutzen Sie WebCampus bereits, unterstützen wir Sie gern mit weiteren Tipps zur Erstellung von effektiven E-Learnings für Ihr Unternehmen.
Dr. Moritz Schulz,
Geschäftsführer