Effekte immersiver Lernmedien auf Lernprozess und Lernerfolg

#E-Learning Trends, #Wissenschaft & Forschung
13.08.2024

Digitale Medien sind für viele Menschen das Mittel der Wahl, wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen. Zudem kommen immer wieder neue Technologien auf den Markt, die bisher ungeahnte Möglichkeiten des Lernens eröffnen. Begriffe wie „Immersion“ oder „VR“ tauchten in den letzten Jahren immer wieder auf. Doch was genau verbirgt sich hinter den Begriffen? Und lässt sich damit wirklich „besser“ lernen als beispielsweise mit einem Buch?

 

Immersion

Bei dem Wort „Immersion“ denken manche Menschen vermutlich direkt an Virtual Reality und die damit verbundene prominente VR-Brille. Manche andere denken möglicherweise an die Wanderausstellung um den Pharao Tutanchamun, die als „immersives Ausstellungserlebnis“ angepriesen wird. Wieder andere erinnern sich vielleicht noch an das Spiel Pokémon Go und die darin integrierten Augmented Reality Elemente. Und einige wenige denken eventuell an das Buch, das sie gestern am Abend gelesen haben.

Immersion ist nicht an ein bestimmtes (digitales) Medium gebunden. Der Begriff bezieht sich erst einmal nur auf die Erfahrung oder das subjektive Erleben, von einer Welt umfangen zu sein und sich dieser nah zu fühlen. Dabei ist die Qualität der Immersion vorrangig von der zu vermittelnden Geschichte und dessen Aufbereitung abhängig. Und letztendlich, ob diese Aufbereitung zum gewählten Medium passt. Hier soll es nun insbesondere um Virtual Reality gehen.

 

Virtual Reality

Bei Virtual Reality (VR) handelt es sich um eine brillenbasierte Visualisierungstechnologie, bei der die eigentliche Umwelt einer Person ausgeblendet wird und diese sich in einer „neuen“ Welt befindet.

 

Effekte auf das Lernen

Es steht nun die Frage im Raum welchen Effekt die Immersion, die z.B. durch VR erzeugt werden kann, auf Lernprozess und Lernerfolg hat. Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurden in den vergangenen Jahren mehrere Experimente durchgeführt.

In dem Jahre 2018 beteiligten sich Studierenden an zwei Experimenten, bei denen diese in einer VR-Umgebung lernen sollten. Bei dem ersten Experiment wurde die VR-Welt mehrheitlich als ablenkend empfunden und hat die Studierenden zudem kognitiv überlastet. Wenig überraschend zeigte sich somit auch keine bessere Lernleistung im Vergleich zu einer weiteren Gruppe, die die vermittelten Informationen klassischerweise über einen Vortrag mit Folienunterstützung erhalten hatte.

Bei einem zweiten Experiment wurde die VR-Welt in kleinere Einheiten unterteilt. Zudem sollten die Studierenden nach jeder Einheit die VR-Brille abnehmen und den eben vermittelten Inhalt zusammenfassen. Durch dieses Vorgehen konnte überraschenderweise tatsächlich eine bessere Lernleistung erzielt werden.

Bei einem Experiment aus dem Jahre 2019 lernten Personen mittels VR über die Sicherheit in einem Labor. Dabei wurden die Gehirnströme der Personen gemessen. Die Messergebnisse ergaben, dass die hohe Immersion tendenziell mit einer kognitiven Überbelastung einherging, die sich zudem negativ auf die Lernleistung auswirkte.

Kann VR die Aneignung von Lerninhalten demnach wirklich fördern oder wird der Prozess dadurch eher beeinträchtigt?

Dies hängt u.a. von den Lerninhalten selbst, als auch offenbar von der äußeren Gestaltung des Lernprozesses ab, wie das Experiment aus 2018 zeigt. Zudem spielen auch individuelle Fähigkeiten und Vorlieben der Lernenden eine wichtige Rolle.

Um aber Lernende in der VR-Welt nicht unnötig zu belasten, kann es sinnvoll sein, den Lerninhalt einer didaktischen Reduktion zu unterziehen. Dadurch werden nur die Elemente behalten, die für das Erreichen des Lernziels unmittelbar relevant sind. Sollen Auszubildene beispielsweise mittels VR lernen, wie sie einen PKW lackieren, ist die Einrichtung der Werkstatt, sowie das genaue Aussehen der ausbildenden Person für das Lernziel irrelevant.

 

Fazit

Die Frage, ob mit VR generell „besser“ gelernt werden kann als mit Büchern lässt sich also schlussendlich nicht so einfach beantworten. Sicher ist aber, dass uns durch VR eine neue Methode des Lernens ermöglicht wird, die bei passendem Einsatz durchaus den Lernprozess unterstützen und den Lernerfolg steigern kann.

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Quelle: Kerres, Michael (2024): Mediendidaktik. 6.Auflage. De Gruyter (Oldenburg).

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